Der Plan: einen Film über die Völkerverbrechen Sadam Husseins drehen. Doch das kreative Vorhaben in der kurdischen Region im Norden Iraks stellt sich für Regisseur Hussein und seinen alten Schulfreund Alan als ein schier unerreichbares Ziel heraus.
Da ist eine Schauspielerin, die nicht spielen darf, ein kontrollsüchtiger Verlobter, ein eingebildeter kurdischer Superstar, eine ungewollte Drehpause weil der Muezzin zum Gebet ruft und ein Regie-Team, das lediglich seiner Arbeit nachgehen will.
Memories On Stone
Bereits die Beständigkeit der Elektrizität scheint vom Glück abzuhängen, es gibt weder Kinos noch eine Filmindustrie. Der Mut und die Entschlossenheit der Figuren imponiert, gefangen in einer Kultur die keinen Raum für Selbstverwirklichung bietet, lassen sie sich nicht von ihren Leidenschaften abbringen. Es kommt bald zu komischen, bald zu tragischen Geschehnissen.
Durch die abwechslungsreichen und spannenden „Film im Film“ Elemente gewinnt die Handlung an. Regisseur Shawkat Amin Korki erzählt in diesem Spielfilm von Ereignissen, die er selbst bei Dreharbeiten erlebt hat, was dem Ganzen zusätzliche Authentizität verleiht.
„Bîranînen li ser kevirî“, D/Irak 2014, 97 Min., R: Shawkat Amin Korki, D: Hussein Hassan, Nazmi Kirik, Shima Molalei
Marrakesch: Drei aufreizend gekleidete Frauen kriechen auf dem Boden, sie mimen Katzengeräusche inmitten eines Kreises von Männern in arabischen Gewändern. Die Männer bewerfen sie mit Geld – eine der Szenen, in der Regisseur Nabil Ayouch die patriarchalische Gesellschaftsordnung im arabischen Raum versinnbildlicht.
Arsenalfilm Filmverleih GmbH
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die vier marokkanischen Frauen Noha, Randa, Soukaina und Hilma. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie sich als Prostituierte. Doch außerhalb dieser Nächte finden die vier ihre Würde wieder, als intelligente und starke Frauen, die durch das lukrative Gewerbe unabhängig sein können. Sie haben Träume und Hoffnungen und sehnen sich nach Liebe, Fürsorge und Freiheit.
Regisseur Nabil Ayouch greift damit nicht zum ersten Mal gezielt ein Tabuthema auf, um die gesellschaftliche Diskussion anzukurbeln. Mehr als 200 Prostituierte interviewte er als Hintergrund für seinen Spielfilm, der nach seiner Premiere in Cannes von der marokkanischen Regierung verboten wurde. Ein hartes, aber aktuelles Zeitzeugnis über weibliche Stärke, Unterdrückung und Zusammenhalt.
F/Marokko 2015, 104 Min., R: Nabil Ayouch, D: Loubna Abidar, Asmaa Lazrak, Halima Karaouane, Sara Elhamdi Elalaoui Termine
Intensives Porträt von Frauen der Nachkriegsgeneration, die ohne Vater aufgewachsen sind
ZITTY-Bewertung: 4/5
„Lebte ich in deinem Sinne?“, „Bist du stolz auf mich?“ – Fragen, auf die im Krieg aufgewachsene und vaterlose Töchter ein Leben lang eine Antwort ersehnen. Regisseur Andreas Fischer lässt neun Frauen mit diesem Schicksal in seinem Dokumentarfilm „Väter ohne Töchter“ ausführlich zu Wort kommen und umschreibt damit das Lebensgefühl einer Generation, die geprägt ist durch Selbstzweifel, Sehnsucht und Schmerz.
Töchter ohne Väter Foto: Murak Kulturprodukte
Mit einem Vater, der im Krieg fiel und einer jungen Mutter, die an dem Leid zerbrach, haben sich diese Töchter irgendwo in den Trümmern einer Ehe als ein letztes Vermächtnis des Vaters begriffen.
Die Frauen erzählen von Schlüsselmomenten und Erinnerungen, die Geschichten berühren zutiefst, weil sie von schlichter Wahrheit sind. Viele konnten ihren Vater nie kennenlernen, er blieb eine Art heiliges Mysterium, ein aus Anekdoten und Fotos entstandene Fantasiefigur. Private Fotos und Briefe geben einen intimen Einblick in eine aufgewühlte Gefühlswelt.
Erst mit großem zeitlichen Abstand können sich die „Töchter ohne Väter“ auch mit der Beteiligung ihrer verklärten Väter an Verbrechen des NS-Regimes auseinandersetzen. Die Zitate, die durch den Film führen, verleihen ihm ein fast schon poetisches Antlitz. Ein alles andere als nüchterner Dokumentarfilm über eine „liebelose“ Generation.
Von Demonstrationen und Kundgebungen über Straßenfeste bis hin zum Tanz in den Mai: Ein Überblick
Stadtlesen am Bebelplatz
Leseoase mit Sitzsäcken und großem Bücherangebot. In der Readers Corner kann jeder auch eigene Werke vorlesen. Bebelplatz Mitte, Do 28.4.–So 1.5., ab 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit Eintritt frei
Berliner Wassersportfest
Traditionsreiches Fest, bei dem nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land für Unterhaltung gesorgt ist. Feuerwehr, Marine und Polizei haben auch Stände. Festplatz Historische Regattastrecke, Grünau, Fr 29.4.–So 1.5., Eintritt 2/erm. 1 Euro Mehr Infos auf der Website der Regattastrecke
Neuköllner Maientage
Die Maientage in der Hasenheide Foto: annajasinski / flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0
Artisten, Straßenkünstler, Fahrgeschäfte, Imbissbuden: Zum 51. Mal findet der bunte Jahrmarkt in der Neuköllner Hasenheide statt. Das Highlight an jedem Samstag ist das Feuerwerk um 22 Uhr. Volkspark Hasenheide, Neukölln, Fr 29.4.–Mi 25.5, Mo, Di, Do jeweils 15–23 Uhr, Mi, Fr, Sa jeweils 14–24 Uhr, So 14–23 Uhr, Eintritt frei Mehr Infos
Maifeuer und Walpurgisnacht
Ab 16 Uhr brennt das Maifeuer in der Kulturbrauerei. Weitere geht’s mit Straßenkünstlern, Feuerartisten, Kinderschminken und Stockbrotbacken. Ab 22 Uhr beginnt dann die „Tanz in den Mai“-Party auf vier verschiedenen Floors. Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg, Sa 30.4., ab 16 Uhr, Eintritt bis 22 Uhr frei, danach 10 Euro
13. Friedvolle Walpurgisnacht im Mauerpark
Maifeuer im Mauerpark Foto: annajasinski / flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0
Mit Lagerfeuer, entspanntem Tanz und Feuerartisten kann man im Mauerpark prima in den Mai reinfeiern. Auch schon ein Klassiker. Mauerpark, zwischen Bernauer und Gleimstr., Prenzlauer Berg, Sa 30.4. Mehr dazu auf der Homepage des Mauerparks
Ankerklause: Tanz in den Mai
Unter dem Motto: „Alles neu macht der Mai“feiert die Ankerklause in selbigen hinein. DJ Olli Goolightly hat die Musik dazu. Maybachufer 1, Neukölln, Sa 30.4., 21 Uhr, Eintritt frei Zur Veranstaltung
Into May von WIP im Ritter Butzke
Das Label WHATITPLAY, unter anderem von Sascha Braemer gegründet, gehört momentan zum Angesagtesten in der elektronischen Musikszene. Viele DJs des Labels (Nicone, Sasha Braemer, Gunjah) legen auf. Ritterstr. 24, Kreuzberg, Sa 30.4.–So 1.5., 23.59–11 Uhr, Eintritt 13,50 Euro Mehr
Rooftop Open Air + Indoor im Weekend
Im Weekend Foto: Promo
Von der Dachterrasse im Weekend, direkt am Alexanderplatz, kann man wunderschön über Berlin blicken. Mit dabei: DJs von renommierten Labels wie Stil vor Talent und Katermukke. Alexanderstr. 7, Mitte, 30.4.–1.5., 23–10 Uhr, Eintritt 13, 50 Euro zur Veranstaltung
Tanz in den Mai im Britzer Garten
Tanzspaß für Familien gibt es auf der Festplatzbühne. Buckower Damm 146, Neukölln, So 1.5., 11–16 Uhr, Parkeintritt Mehr Infos hier
Tag der Arbeit in Berlin
„Zeit für mehr Solidariät“ heißt das Motto, unter dem der Deutsche Gewerkschaftsbund marschiert. Hackescher Markt, Mitte, So 1.5.,Start 10 Uhr, Kundgebung mit Bühnenprogramm: Platz des 18. März, Mitte, 11.30 Uhr
Maifest
Nach der DGB-Demo ist vor dem Maifest. Für Kinder und Familien gibt es hier ein großes Angebot an Hüpfburgen und Spielständen. Straße des 17. Juni, Tiergarten, So 1.5, 11–19 Uhr
Myfest
Auf dem Myfest Foto: OC Roy / flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0
Massenbesäufnis rund um die Oranienstraße, einst erfunden, um Krawalle zu verhindern. diverse Orte in Kreuzberg, 10–22 Uhr
Revolutionäre 1. Mai Demo
1. Mai n Berlin Montecruz Foto / Flickr / Creative Commons / CC BY-SA 2.0
Traditionelle Demo der Linksautonomen nach Neukölln und zurück zum Heinrichplatz: mal lauter, mal ganz laut. Die Route nahe am Myfest vorbei hat die Polizei allerdings (bis Redaktionsschluss) nicht genehmigt. Start: Oranienplatz, Kreuzberg, So 1.5, 18 Uhr
Open Air in der Ipse
Die Ipse am Flutgraben Foto: Carolin Saage
Die Ipse mit dem wunderschönen und großen Außenbereich an der Spree veranstaltet tagsüber ein kostenloses Open Air mit entspannter Musik. Vor dem Schlesischen Tor 2, Kreuzberg, So 1.5, 14 Uhr–Mi 2.5., 10 Uhr, Eintritt bis 22 Uhr frei Mehr auf Facebook
Erster Mai im Club der Visionäre
Der Club der Visionäre feiert entspannt mit Sonnenterrasse und Bar. Das Line-up wird erst kurz vorher bekannt gegeben, doch es wird sicherlich schöner, tanzbarer Elektro sein. Am Flutgraben 1, Treptow, So 1.5.–Sa 2.5., 12–12 Uhr
Mit der täglichen wechselnden Mittagskarte, ebensolchen Salatmischungen und einem großen Kuchensortiment, gehört ein Platz im Café des Fotohaus C/O zu den begehrten Aufenthaltsorten in der City-West: Am Fenster lässt sich das das Stadtleben zwischen Bahnhof Zoo, Landeszentrale für Politische Bildung und Universität der Künste beobachten.
Das Café Max, benannt nach dem Maler Liebermann, besticht durch seine Lage direkt am Wannsee. Der Terrassenbereich wurde schon von der Familie Liebermann genutzt
Liebermann Villa am Wannsee, Colomierstr. 3, Zehlendorf, Tel.: 030 80 58 59 00, Mi-Mo 11-17 Uhr
Café K
K steht für Kolbe, den Jugendstil-Bildhauer, der hier sein Atelier hatte. Ein Garten im Stil der 1910er Jahre, prächtige Kiefern, Springbrunnen und Skulpturen erwarten den. Ambiente, Atmosphäre und Service stimmen hier, und die Ausstellungen im Georg-Kolbe-Museum passen zum Garten.
Sensburger Allee 26, Charlottenburg, Tel.: 030 308 122 75, Di – So 10 – 18 Uhr
Allegretto Cafè Neues Museum
Mit hohem Deckengewölbe und prägnanter Architektur überzeugt das Cafe im Neuen Museum. Hier sind vor allem die Kaffeespezialitäten zu empfehlen mit einem Stück Kuchen.
Bodestr. 1, Mitte, Tel.: 030 28 04 23 07 Mo – So 10 – 18 Uhr
Das Kaffeehaus Dallmayr
Im Museum für Kommunikation Berlin Mit österreichischem Charme überzeugt das Kaffeehaus im Museum für Kommunikation. Kleine feine Stärkungen, warme Gerichte und ein Zeitungsangebot ergänzen das attraktive Angebot.
Leipziger Str. 16, Mitte, Tel.: 030 224 88 021 Di 11 – 18 Uhr, Mi – Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Café Bravo
KW Institute for Contemporary Art
Tags Kuchen und Snacks, und am Abend verwandelt sich das Café Bravo, ein Spiegelkabinett, das von dem Künstler Dan Graham gestaltet wurde, in eine Cocktailbar. Viele gute Zeitschriften – ein Café, das man auch ohne Kunstbesuch frequentieren könnte, machten die KW nicht so gute Ausstellungen.
Kunst-Werke Berlin e.V. Auguststr. 69, Mitte, Tel.: 030 2345 77 77 Mo, Di, Mi, Fr, 9.30 – 20, Do 9.30 – 21, Sa 9.30 – 18, So 10 – 16 Uhr
Café Haus am Waldsee
Ein kleines, beschauliches, feines Café, das sehr persönlich betreut wird. Eltern wird es freuen: Sommers wird mit Tischen draußen, und die Kinder können durch den Skulpturengarten tollen.
Argentinische Allee 30, Berlin Zehlendorf Tel. 030 / 801 89 35, Di – So 12 – 18 Uhr
Berliner Spätkauf-Betreiber wollen ein Volksbegehren gegen das sonntagliche Verkaufsverbot anstreben
Alle zwei Stunden kommt er wieder. Ein alter Mann mit gekrümmtem Rücken und abgetragener Kleidung. In der Hand einen Kaffeebecher, aus dem er ein paar Cent kramt. Genug für ein Pilsator, das günstigste Bier in diesem Späti. Der Mann verstaut es in seinem Einkaufstrolley und geht. Bis bald dann. In zwei Stunden. Bis zum nächsten Pilsator. Späti-Rhythmus. Ein Mann braucht Routinen. Sonst zerfällt alles.
Mehmet Sevim hat den Spätkauf International im April 2015 mit seinen Brüdern übernommen Foto: Tamara Dauenhauer
Spätkauf International, Weserstraße 190, Neukölln. Einer von rund 1.000 Spätis in der Stadt. Im Grunde immer offen. Auch sonntags. Gerade sonntags. Obwohl es schon seit 2006 das sonntägliche Verkaufsverbot gibt. Hat aber lange niemanden interessiert. Berlin eben. Trinkste einen mit. Noch einen. Einer geht noch. Immer. Und sonntags sowieso.
Aber seit kurzem interessiert das Sonntagsverbot Ordnungsamtsmitarbeiter und Polizisten in einigen Bezirken plötzlich doch. Es drohen Geldstrafen bis zu 2.500 Euro. „Die Polizei steht jeden Sonntag vor der Tür und kontrolliert uns“, erzählt Mehmet Sevim, der Mann an der Späti-Kasse. Zierliche Gestalt, beide Hände schwer auf die Theke gestützt. Als bräuchte er jetzt Halt. Müde sieht er aus. 60 Cent kostet ein Pilsator im Spätkauf International, da bleibt nicht viel Gewinn hängen. Also geht es um die Masse. Sonntags rollt der Rubel. Der umsatzstärkste Tag für Spätkaufbetreiber wie Sevim. Würde das Verkaufsverbot tatsächlich konsequent umgesetzt, müssen einige von ihnen wohl schließen. Jetzt haben sich 100 Späti-Betreiber zu einem Verein zusammengeschlossen, um ein Volksbegehren zur Rettung der Spätis voranzutreiben. Damit sie weiter an Sonn- und Feiertagen öffnen können. „Ohne Spätis kein Berlin“, heißt ihr Motto. Zeitgleich haben 38.000 Berliner eine Petition auf Change.org unterschrieben, die sich ebenfalls gegen das Sonntags-Öffnungs-Verbot ausspricht.
Der Späti ist ein Symbol des Berlin-Booms. Zentrale Anlaufstelle im Kiez für Studenten und Partytouristen, die mit Wegbieren in den Händen um die Häuser ziehen wollen. Die Feierwilden, die Verrückten, die Verpeilten, die Verlorenen. Und auch ein Hort für Menschen, denen immer gerade sonntags einfällt, dass der Kühlschrank noch leerer ist als das Konto. Ein Späti mittendrin muss doch da so etwas wie eine Lizenz zum Gelddrucken sein. Gerade auch der Spätkauf International, der einst ein vielbeachteter Kulturbetrieb war.
Der erste Besitzer Dogan K. machte aus dem Spätkauf mit seinem Hinterzimmer eine Attraktion, eine freie Bühne, in der Konzerte und Kunstaktionen stattfanden. Vergangenes Jahr kaufte Mehmet Sevim mit seinen beiden Brüdern den Laden. Seitdem hat sich viel geändert. Das Kunst-Flair ist verschwunden. Die einstigen Besucher weichen lieber auf die Bars und Restaurants in der Nähe aus. Die Abschiedsfeier von Dogan K. muss ziemlich turbulent ausgefallen sein. Seitdem ist es dem Späti jedenfalls verboten worden, einen Außenbereich mit Sitzmöglichkeiten zu unterhalten. Aus dem Soziotop wurde ein ganz normaler Verkaufsraum. Einer von ganz vielen. Eine der berühmtesten Berliner Spätverkaufsstellen ist in der mühsamen Ebene angekommen, im Kater, der auf den Rausch folgt: Umgeben von Konkurrenz, drangsaliert von Polizei und Ordnungsamt.
Vor der Tür: ein alter besprayter Kaugummiautomat. Innen hängen Schwarzweiß-Porträts an der Wand: Marilyn Monroe, Charlie Chaplin, Beethoven. Im Hinterzimmer: zusammengewürfeltes Mobiliar, bemalte Wände. Dort sitzen Gunni und Max, zwei Handwerker. Kippen zwischen den Lippen, ein Bier in der Hand, das nächste schon auf dem Tisch. Sie schimpfen, scherzen, lachen. „Ick fühl mich hier uffjehoben, wie n Mensch, keener will wissen, wat icke arbeite oder so“, sagt Max. Für ihn bedeutet das Hinterzimmer vor allem eins: „Ruhe vor den Studenten hier überall.“
Gegenüber ist noch ein Spätkauf, der „Spät Campus“. Da wurden sie letztes Jahr nicht an den Billardtisch gelassen. Das war zu viel. Günni und Max haben kein Verständnis mehr für die neuen „Studi-Läden“, wie sie die nennen. Für sie ist der schlichte Spätkauf, wo es kühles Bier zu kleinen Preisen gibt, eine schützende Nische vor der Gentrifizierung.
Es wird Abend, dann Nacht. Ein paar Wegbiere gehen über die Theke, ansonsten bleibt es ruhig. Die Bar eine Ecke weiter ist umso belebter. Mehmet schaut resigniert. Er beginnt, drinnen ein wenig zu fegen. Um 22 Uhr stehen drei junge Männer vor seiner Tür. „Braucht ihr noch was?“, fragt der eine. „Einen Sekt vielleicht?“, ist die Antwort. Er kommt wieder aus dem Laden und hat drei Sternburg-Bier in der Hand, die zweitgünstigste Marke. „Sind hier doch in Berlin“, sagt er.